WE / CLIMBERS

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"Climber" - 2022 - Holz, Eisen - Dimension variabel

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“Anfang Mars" - 2022 - Öl, Leinwand - 140 x 110 cm 

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"Aerials" - 2022 - Öl, Leinwand - 140 x 110 cm

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"orangefield" - 2022 - Öl, Leinwand - 70 x 50 cm

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"Dolly Parton´s wig" - 2022 - Öl, Leinwand - 80 x 60 cm   

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"Blau stehende Windung" - 2022 -  Öl, Leinwand - 120 x 80 cm

Gelbnetz

"Gelbnetz" - 2022 - Eisen, Acryl, Vitrinenrahmen - 32 x 23 x 6 cm

Über
WE / CLIMBERS

Lianen sind forstliche »Trittbrettfahrer«: Sie brauchen keine Waldlücke, um an Licht zu gelangen—sondern ein Klettergerüst. Dabei kommt es für sie darauf an, so schnell wie möglich in die durchlichteten oberen Ebenen ihres Wirtsbaumes zu kommen und sich dort auszubreiten. Darum wachsen viele Lianen so rasend schnell. Hopfen, wie ihn Darwin (in seinem wegen Kränklichkeit gut geheizten Zimmer) beobachtete, kann pro Woche bis zu einen Meter zulegen. Junge, gerade gekeimte Lianen schießen oft kerzengerade in die Höhe, bis sie kreiselnd nach einem Halt suchen und dann ihren Aufstieg fortsetzen. Manche »Emporkömmlinge« wachsen sogar noch über die nächsten Kronenschichten hinaus, um ihren Wirt mit einem Teppich aus Blättern und Blüten zu bedecken. Viele Arten wachsen nicht nur in die Höhe, sondern senden ihre Triebe in alle Richtungen aus. Oft bahnen sich Ausleger einen Weg zum Boden und zurück und verankern das Geflecht zusätzlich an anderer Stelle, sodass die Rankpflanze geradezu durch das Grün »wandert«, mitunter kilometerweit. Auf diese Weise können Kletterpflanzen ihre langen Ausläufer besser mit Wasser versorgen und sich ungeschlechtlich vermehren. Sollte die Verbindung zum Hauptspross einmal reißen, etwa durch einen umgestürzten Baum, wurzeln die Ausläufer neu. Eine Liane kann man sich als Superorganismus vorstellen, der sich durch Zeit und Raum bewegt, so der Biologe Stefan Schnitzler.
Dieses Zitat des Naturphilosophen Andreas Weber fasst in Kürze zusammen, was Lianen oder andere kletternde Pflanzen, climbers, ausmacht. Ihre Eigenschaften, schnelles Wachstum, große Blattproduktion, Verdrängung des Wirtsbaumes und das Weiterleben in der Waagerechten, nachdem die Stütze vielleicht gebrochen ist, faszinieren mich einerseits. Andererseits ruft es in mir auch Ahnungen und Bilder hervor, die für etwas Despotisches oder Unmäßiges stehen.
Eine weitere für mich interessante thematische Klammer bieten Pflanzen in ihrer Gestalt, wenn sie »stehen oder liegen«. Auf meine künstlerische Praxis übertragen, repräsentiert jeder gemalte oder gezeichnete Strich einen bestimmten physischen Zustand, waagerecht oder senkrecht, stehend oder liegend. Das Dazwischen: Orientierende Bewegung, tastend, verlangsamt offen suchend.
Die Arbeit »climbers«, bestehend aus Douglasienholz und Eisendraht, ist eine temporäre Intervention an meiner Studio-Wand, die auch an einem anderen Ort in anderer Form realisierbar wäre. Ich betrachte sie als Skizze zur »Strategie des Aufstiegs«.

© Rohweder 2024

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